Geschichte und Geschichten
Ende des 19. Jahrhunderts – was war man puristisch! Anderswo wurden in dieser Zeit bereits Luxushotels für die „neuen Touristen“ gebaut, doch der damalige Deutsche und Österreichische Alpenverein (DÖAV) hatte noch kein Interesse an Bauten am Schlern. Auch den Santner Hans, Erstbesteiger und Namensgeber der Santnerspitze, interessierte nur eine schlichte Bergsteigerhütte. „Touristische“ Zwecke lagen ihm fern. Seine Santnerhanshütte, das erste Schlernhaus, wurde 1885 fertiggestellt und eröffnet: eine Küche, zwei Schlafsäle, ein Nebengebäude für Reittiere, Träger und Bergführer. Insgesamt bot die Hütte 50 Menschen Unterkunft.
Die Sage von König Laurin
Wer den Rosengarten schon einmal im letzten Sonnenlicht hat aufglühen sehen, wer diesen einzigartigen rötlichen Schimmer kennt, kurz bevor die Wände und Zinnen in fahles Grau verfallen, der glaubt sofort, was der Volksmund darüber erzählt: In den Zeiten, als noch Riesen und Zwerge in den Dolomiten hausten, herrschte über den Rosengarten der Zwergenkönig Laurin, dessen zahllose Untertanen im Inneren des Bergs nach Edelsteinen und wertvollen Erzen gruben. Im Inneren des Bergs hatte er unermessliche Schätze versteckt. Dazu gehörte auch eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte, und ein mit Edelsteinen geschmückter Gürtel, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh.
Vor seiner Felsenburg hegte und pflegte er einen wunderschönen Garten, der mit einem goldenen Seidenfaden umspannt war. Darin blühten das ganze Jahr hindurch Rosen, die einen betörenden Duft verströmten, der jeden glücklich machte, der sich in der Nähe aufhielt. Aber wehe dem, der es wagte, den Garten zu betreten oder gar eine Rose zu pflücken!
Eines Tages hörte er, der König an der Etsch gedenke, seine schöne Tochter Simild (auch Simhilde) zu verheiraten. Er bewarb sich wie manch anderer um deren Hand, aber eine Einladung zu den großen Turnierspielen erreichte ihn nicht. So beschloss er, im Schutz seiner Tarnkappe in die Königsburg zu reisen, und als er die wunderschöne Prinzessin Simild erblickte, entbrannte er in großer Liebe zu ihr. Unbemerkt näherte er sich ihr und entführte sie in seine Burg, während die übrigen Ritter sich ganz den Turnierspielen widmeten. Sie lebte nun in seiner unterirdischen Kristallburg, inmitten unermesslicher Schätze, aber traurig und voller Heimweh.
So schickte es sich, dass die beiden letzten Turniergegner Hartwig und Wittich vor dem entscheidenden Wettkampf den Gotenkönig Dietrich von Bern um Hilfe baten. Dieser ritt mit seinen Leuten zum Rosengarten. Sie zerrissen den goldenen Faden und zertrampelten die Rosen. König Laurin preschte voller Zorn auf seinem weißen Rösslein heran, um den Frevler zu stellen. Mit Hilfe von Tarnkappe und Zaubergürtel konnte er anfangs den Kampf zu seinen Gunsten führen, als ihm aber Kappe und Gürtel von Dietrich entrissen wurden, lag er hilflos am Boden. Gefesselt wurde er in Dietrichs Reich geführt, Simild aus der Gefangenschaft befreit. Das Zwergenvolk, nunmehr ohne König, zog sich in die Gänge und Höhlen des Bergs zurück und ward nie mehr gesehen. Laurin aber, wohlwissend, dass er seinen über alles geliebten Rosengarten nie mehr sehen würde, tat einen schaurigen Fluch, der die Pracht der Rosen für immer verlöschen sollte: Zu Stein sollte der Rosengarten werden und weder der helle Tag noch die finstere Nacht sollten den Rosengarten je wiedersehen.
Doch Laurin hatte die Dämmerung in seinem Zauberspruch vergessen. Und so kommt es, dass sich die ganze Berggruppe in der Abenddämmerung manchmal noch einmal mit der Farbe der Rosen überzieht, bevor sie die anbrechende Nacht wieder zu den bleichen Bergen werden lässt.